Frauenfreund-schaften
- Was läuft da?
Ich selbst kenne dieses Thema allzu gut. Was läuft da in der Beziehung zu einer guten Freundin? Warum ist das Verhältnis oft so verquer? Stehen wir in Konkurrenz zueinander? Sind wir neidisch aufeinander? Was ist da los? Einerseits vertraue ich ihr vieles an und andererseits muss ich damit rechnen, dass mir dieses „mich zeigen“ um meine Ohren gehauen wird. Wie verhält es sich, wenn eine 10 Jahre jüngere Freundin in einem Gespräch über eine Frauengruppe, die ich leite, sagt, „ja die Frauen mögen es, wenn eine alte Frau ihr Wissen zur Verfügung stellt.“ Bin ich damit gemeint? Oder wenn diese Freundin mich einem Bekannten, der kurz an unseren Tisch kommt, mit den Worten vorstellt „das ist meine Freundin, sie ist Rentnerin“. Was läuft da? Ich bin hin- und hergerissen zwischen Klärung und Abbruch der Beziehung. Und doch weiß ich, dass ich meinen Teil zu diesem innerlichen Konflikt beitrage. Wieso bin ich so empfindlich und tue es nicht einfach als neidvolle Bemerkung ab? Oder warum sage ich ihr nicht direkt, wie sehr mich solche Aussprüche kränken? Will ich lieb Kind sein und ihre Anerkennung und Respekt? Die Schweizer Psychologin Verena Kast thematisiert Frauenfreundschaften in ihrem Buch „Die beste Freundin“. Sie zieht eine Verbindung zu dem Verhältnis der Frau als Tochter zu ihrer Mutter. Sie spricht vom Prozess der Individuation, den jede Frau leisten muss, um sich als unabhängig zu erfahren. In der psychoanalytischen Theorie Carl Gustav Jungs bedeutet Individuation, der Mensch zu werden, der man wirklich ist. Das ist ein lebenslanger Prozess, der die große Hürde überwinden muss, sich von der inneren Mutter abzunabeln. Die enge emotionale Beziehung zur Mutter, die auf der einen Seite das Vorbild für die eigene Rolle der Frau darstellt und auf der anderen Seite der Medaille genau an dieser Stelle die Entwicklung der Tochter einschränkt, indem allzu oft individuelle Tochterentscheidungen durch die Mutterbrille bewertet werden. Dieser grundlegende Konflikt wirkt sich auch auf alle emotionalen Beziehungen aus, die wir in unserem Leben eingehen. Die aktive Auseinandersetzung zwischen verinnerlichten Erwartungen und gewünschten Liebesversprechen öffnet die Möglichkeiten, sich von der „realen und zugleich verinnerlichten Mutter“ abzunabeln. Leider hilft es nichts, einfach den Konflikt zu ignorieren und sich z.B. der realen Mutter zu entziehen. Sie bleibt solange im eigenen Gedanken- und Gefühlgerüst vorhanden, bis der eigene Individuationsprozess durchlaufen wird. Klar ist eine Auseinandersetzung mit der realen Mutter nicht einfach und lässt sich auch nicht ewiglich hinauszögern, da Leben endlich ist. Doch wenn ich es als Frau verstanden habe, meine eigenen Fähigkeiten, Wünsche und Entscheidungen vor mir selbst zu verantworten und mich unabhängig zu machen von den Liebesversprechen dieser realen und zugleich verinnerlichten Mutter, dann tappe ich nicht so schnell in die Falle, Konflikten aus dem Weg zu gehen, um anerkannt und geliebt zu werden. Diese Erkenntnis macht mich auch klarer in der Beziehung zur „besten Freundin“. Auch ihr kann ich dann leichter sagen: STOPP - DAS KRÄNKT MICH, auch auf die Gefahr, diese Freundschaft aufzugeben.
Foto: pixabay.de
Ich selbst kenne dieses Thema allzu gut. Was läuft da in der Beziehung zu einer guten Freundin? Warum ist das Verhältnis oft so verquer? Stehen wir in Konkurrenz zueinander? Sind wir neidisch aufeinander? Was ist da los? Einerseits vertraue ich ihr vieles an und andererseits muss ich damit rechnen, dass mir dieses „mich zeigen“ um meine Ohren gehauen wird. Wie verhält es sich, wenn eine 10 Jahre jüngere Freundin in einem Gespräch über eine Frauengruppe, die ich leite, sagt, „ja die Frauen mögen es, wenn eine alte Frau ihr Wissen zur Verfügung stellt.“ Bin ich damit gemeint? Oder wenn diese Freundin mich einem Bekannten, der kurz an unseren Tisch kommt, mit den Worten vorstellt „das ist meine Freundin, sie ist Rentnerin“. Was läuft da? Ich bin hin- und hergerissen zwischen Klärung und Abbruch der Beziehung. Und doch weiß ich, dass ich meinen Teil zu diesem innerlichen Konflikt beitrage. Wieso bin ich so empfindlich und tue es nicht einfach als neidvolle Bemerkung ab? Oder warum sage ich ihr nicht direkt, wie sehr mich solche Aussprüche kränken? Will ich lieb Kind sein und ihre Anerkennung und Respekt? Die Schweizer Psychologin Verena Kast thematisiert Frauenfreundschaften in ihrem Buch „Die beste Freundin“. Sie zieht eine Verbindung zu dem Verhältnis der Frau als Tochter zu ihrer Mutter. Sie spricht vom Prozess der Individuation, den jede Frau leisten muss, um sich als unabhängig zu erfahren. In der psychoanalytischen Theorie Carl Gustav Jungs bedeutet Individuation, der Mensch zu werden, der man wirklich ist. Das ist ein lebenslanger Prozess, der die große Hürde überwinden muss, sich von der inneren Mutter abzunabeln. Die enge emotionale Beziehung zur Mutter, die auf der einen Seite das Vorbild für die eigene Rolle der Frau darstellt und auf der anderen Seite der Medaille genau an dieser Stelle die Entwicklung der Tochter einschränkt, indem allzu oft individuelle Tochterentscheidungen durch die Mutterbrille bewertet werden. Dieser grundlegende Konflikt wirkt sich auch auf alle emotionalen Beziehungen aus, die wir in unserem Leben eingehen. Die aktive Auseinandersetzung zwischen verinnerlichten Erwartungen und gewünschten Liebesversprechen öffnet die Möglichkeiten, sich von der „realen und zugleich verinnerlichten Mutter“ abzunabeln. Leider hilft es nichts, einfach den Konflikt zu ignorieren und sich z.B. der realen Mutter zu entziehen. Sie bleibt solange im eigenen Gedanken- und Gefühlgerüst vorhanden, bis der eigene Individuationsprozess durchlaufen wird. Klar ist eine Auseinandersetzung mit der realen Mutter nicht einfach und lässt sich auch nicht ewiglich hinauszögern, da Leben endlich ist. Doch wenn ich es als Frau verstanden habe, meine eigenen Fähigkeiten, Wünsche und Entscheidungen vor mir selbst zu verantworten und mich unabhängig zu machen von den Liebesversprechen dieser realen und zugleich verinnerlichten Mutter, dann tappe ich nicht so schnell in die Falle, Konflikten aus dem Weg zu gehen, um anerkannt und geliebt zu werden. Diese Erkenntnis macht mich auch klarer in der Beziehung zur „besten Freundin“. Auch ihr kann ich dann leichter sagen: STOPP - DAS KRÄNKT MICH, auch auf die Gefahr, diese Freundschaft aufzugeben.
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